Meine kleine T'ai Chi Geschichte

Schon seit längerer Zeit haben mich die asiatischen Kampfsport- und Meditationstechniken interessiert. Obwohl ich keine genaue Vorstellung davon hatte, was T'ai Chi eigentlich ist, fühlte ich mich von dieser Technik besonders angezogen. Da ich ja nicht genau wußte, wie sich dieses "Schattenboxen" darstellt, wollte ich mich dem ganzen erst einmal über Volkshochschulkurse nähern. So kam es, dass ich seit Herbst 1996 immer wieder unsere Kursprogramme durchgesehen habe, ob ein passender Termin angeboten wurde.

Im Herbst 1997 klappte es dann. Die Kurstermine waren wie für mich gemacht. Am ersten Kursabend zeigte uns unser Kursleiter W. Schwarz das Ziel: die Kurzform des Yang-Stils; und ich war mir sicher, dass will ich lernen. Unsere Gruppe bestand so im Schnitt aus 8-10 Teilnehmern. Eine gute Anzahl für ein angenehmes Gruppentraining. Semester für Semester gingen wir von den Anfängern zu den Fortgeschrittenen über.

Ich gebe zu, die Schnellsten waren wir nicht. Es hat immerhin bis Februar 2000 gedauert, bis wir die Kurzform abgeschlossen haben. Über die Zeit gab es immer wieder Zu- und Abgänger, und unser Nachfolgekurs wurde sogar mit uns zusammengelegt, weil sie schneller waren. Aber wen interessiert das. Es gab ja keinen Zeit- oder Leistungsdruck, sondern es hat einfach Spass gemacht. Klar, es gibt Crashkurse, da wird einem die Pekingform, oder sogar die Kurzform an einem Wochenende reingepresst. Doch was hilft das, wenn man eine Woche später mit 1000 und einer Frage dasteht ?
Ich weiss nicht, wie oft wir uns vorkamen als hätten wir Bewegungen, die schon dutzendemale erklärt wurden, noch nie gemacht, obwohl wir sie schon ein Jahr oder länger kannten. In T'ai Chi gerechter Ausgeglichenheit hat sie uns unser Kursleiter immer wieder gezeigt.

Auch jetzt bin ich noch lange kein Profi. Ich bin und fühle mich wie ein Übender. T'ai Chi ist wie ein großer Fluß. Je mehr und länger man übt, umso majestätischer fließt es. Schön ist, das man sein Tempo und die Häufigkeit des Übens selbst beeinflussen kann. Für die Kurzform braucht man je nach dem, wie schnell man gerade ist, zwischen 20 und 40 Minuten, je langsamer, umso besser. Was die ganzheitliche, körperliche Beanspruchung betrifft, bin ich immer wieder selbst erstaunt. Je langsamer ich bin, umso mehr komme ich ins Schwitzen. Das mag für jemanden der nicht selbst ausprobiert hat, sich wie eine "Schnecke" zu bewegen seltsam klingen, aber da kann ich nur sagen: "Versuch's mal !"

Bei unseren freien Übungsabenden, die wir im Sommer auf einer großen Wiese ausführen, hören wir oft von vorbeikommenden Passanten lachende oder abfällige Bemerkungen. Viele scheinen schon mal von T'ai Chi gehört zu haben, aber auch viele machen es wohl als asiatischen Firlefanz runter. Es ist halt kein Kampfsport mit eindeutigen Siegern oder Verlierern, wie es für unsere heutige Zeit scheinbar Gewohnheit ist. Für mich ist es ein Sport bei dem man selbst nur gewinnen kann.

 

Über die Jahre haben wir doch so einiges dazu gelernt, sowohl in technischer Hinsicht, als auch was uns selbst betrifft.

Die gelernte Schwertform ist eine schöne, fließende Form. Leider bedarf es ausreichend Platz um sie üben zu können. Das Wohnzimmer ist da nicht so ideal, außer man kann es "ausräumen". Zumindest weiß ich wie sie grundsätzlich funktionieren soll. Nur an der Übung hapert es gewaltig. Was aber neben dem Wohnzimmer nicht zuletzt auch an meinem inneren Schweinehund liegt.

Zusätzlich gibt es da noch die Langform, die wir 2002 technisch abgeschlossen haben. Ganz viele Inhalte der Kurzform sind hier mit teils neuen Elementen verknüpft und auch neu geordnet. Hier ist weniger die Ausführung schwierig (die meisten Figuren kennen wir ja), sondern vielmehr das Verinnerlichen der Reihenfolge. Die Langform braucht so ihre Zeit. Wenn man sie ganz durchüben will, sollte man schon über eine Stunde, besser eineinhalb Stunden einkalkulieren. Körper und Geist bedanken sich danach.

Seit Juli 2005 sind wir nun auch mit dem Erlernen der Kurzstockform fertig. Hier zeigt sich die Energie auch im Äußeren. Schnelle und langsamere Bewegungen variieren. Der Stock dient als Verlängerung der Arme (kaum zu glauben, wie unhandlich verlängerte Arme manchmal sein können). Schlagen, stechen, schwingen und abwehren; ein Wirbel von Bewegungen der in der 60er-Form gerade mal 3-4 Minuten dauert. Es ist ein richtiger Spass, der mir in der Anfangszeit so manchen blauen Fleck eingebracht hat.

 

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